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Metabild

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Die Kraft des positiven Denkens

Dank an Billie Lucius, deren Workshop auf der Transtagung 2015 mich zu diesem Artikel inspiriert hat.

Als Transgender bin ich in häufig in sozialen Situationen verunsichert, über die sich andere Menschen gar keine Gedanken machen. Das kommt im Wesentlichen daher, dass ich Angst habe, dass andere Personen mich eventuell nicht eindeutig dem Gender zuordnen, dem ich zugeordnet werden möchte. Ich befürchte falsch angeredet zu werden oder durch Nachfragen in peinliche Situationen zu geraten. Ich habe Angst, dass in meiner Gegenwart von mir als “er” gesprochen wird, obwohl ich mir so viel Mühe gegeben habe, als “sie” eingeordnet zu werden.

Es ist mir wichtig, was andere Menschen von mir denken und wie sie mich einordnen, weil ich in diesem für mich so wichtigen Aspekt die Bestätigung anderer Menschen für mein Selbstbild brauche (Feedback).

Im folgenden möchte ich nicht nur das Zusammenspiel von Selbstbild und Fremdbild etwas genauer betrachten, sondern dabei eine weitere Instanz einbeziehen, das Metabild.

Die drei Bilder

Da ich die drei Begriffe im folgenden immer wieder benutze, möchte ich sie kurz erläutern:

Selbstbild

Hier ist der Mensch Gegenstand seines eigenen Denkens. Das Selbstbild beinhaltet Einstellungen und Urteile, die wir über das eigene Selbst bilden. Das betrifft Fähigkeiten, Eigenschaften und Bedürfnisse.

Mein Selbstbild sagt mir, was ich will, was ich kann und wer ich bin.

Ich nutze es, um meine Entwicklung zu steuern und so meinem Wunschbild näher zu kommen.

Es steuert mein Erleben in der Kommunikation und auch mein Verhalten, also die Summe der kommunikativen Signale, die ich sende.

Fremdbild

So sehen mich andere Menschen. Es kann mit dem Selbstbild übereinstimmen oder davon abweichen.
Wie es wirklich ist, weiß ich meist nicht. Nur wenn mir jemand Feedback gibt, bekomme ich echte Informationen.

Metabild

Das echte Fremdbild bleibt zwangsläufig meist ein Geheimnis. Das meiste teilen mir die anderen Menschen nicht mit. Und was sie mit mitteilen, muss auch nicht unbedingt ehrlich sein.

Deshalb ersetze ich es häufig durch das Metabild. Ich treffe Annahmen darüber, welches Bild andere von mir haben. Das Metabild sagt also aus, was ich denke, was du denkst, wer oder wie ich bin.

Tatsächlich ist noch wichtiger als das, was die anderen wirklich von uns denken, das, was wir glauben, dass sie es denken, also das Metabild. Es ist deshalb so relevant, weil wir vielfach gar kein echtes Feedback bekommen, sondern aus nonverbalen Signalen darauf schließen, wie uns der andere wohl sieht.

Das Metabild bestimmt also häufig viel stärker als das echte Fremdbild, ob ich mich bestätigt oder in Frage gestellt fühle. Das Metabild kann uns unverwundbar machen oder zerstören. Je nachdem welche Gedanken wir darüber haben, wie die anderen uns sehen.

Für wen ist das Metabild relevant?

Alle Menschen haben ein Metabild, also eine Überzeugung, wie sie von anderen Menschen gesehen werden. Vermutlich machen sich die wenigsten Menschen Gedanken darüber, ob andere Menschen sie so sehen, wie sie sich selbst. Darüber denken sie zumindest im Hinblick auf ihre Geschlechtsrolle allerdings üblicherweise nicht nach. Sie sind es einfach nicht gewöhnt, dass sie in relevanten Fragen angezweifelt werden.

Menschen gehen üblicherweise und richtigerweise davon aus, dass sie zumindest im Hinblick auf ihre soziale Geschlechtsrolle so gesehen werden, wie sie das für sich wünschen. Bezüglich des Gender haben Menschen nur ausnahmsweise Erfahrungen damit, falsch einsortiert zu werden. Und falls es doch einmal passiert, ist es eher lustig als bedrohlich.

Als Transgender müssen wir häufiger damit umgehen, dass andere besser zu wissen meinen, wer wir sind, als wir selbst. Wir sind es gewöhnt, in freundlicher oder unfreundlicher Weise damit konfrontiert zu werden, dass wir anders gesehen werden, als wir uns selbst sehen.

Deshalb rückt das Metabild, das üblicherweise eher selten bewusst reflektiert wird, bei uns viel mehr in den Fokus.

Das sagt aber noch nicht unbedingt etwas darüber aus, wie stark die jeweilige Person sich von dem Metabild beeinflussen lässt. Nicht für alle Menschen ist das Metabild gleich wichtig. Es gibt Personen, denen sind die Anderen und deren Meinung ziemlich egal. Für sie hat das Metabild keine große Bedeutung.

Leider gehöre ich nicht zu diesen starken Persönlichkeiten. Mir sind die Meinungen anderer Menschen über mich sehr wichtig. Ich möchte geschätzt werden oder zumindest akzeptiert (Toleranz ist nicht genug!). Doch so viele Reaktionen, wie ich für mich zur Bestätigung brauche, wird mir selbst die gutwilligste Gesprächspartnerin nicht geben. Wenn ich also die Meinungen anderer Menschen brauche, dann muss ich die das Metabild nutzen.

Dementsprechend stark wird meine Selbstsicht vom Metabild beeinflusst.

Hinter der Sonnenbrille

Wenn ich unsicher bin, dann bin ich froh, wenn die Witterung erlaubt, dass ich unverdächtig eine Sonnenbrille tragen kann. Zum einen kann ich mich hinter ihr ein wenig verstecken. Niemand kann die Angst oder Unsicherheit in meinen Augen sehen.

Viel wichtiger aber ist, dass sie mir die Chance gibt, unauffällig zu schauen, ob und wie andere schauen. Ich beobachte und versuchte zu ergründen, ob und wie sich andere Menschen über mich äußern. Blicke, Gelächter, Getuschel … Wenn ich unsicher und misstrauisch hinsichtlich meiner Wirkung bin, versuche ich möglichst viel aufzunehmen und zu interpretieren.

Dabei muss ich aufpassen, dass ich nicht in eine von zwei Fallen tappe:

Falle 1: Ich bin gar nicht gemeint!
Ich beziehe Signale auf mich, obwohl ich vielleicht gar nicht gemeint bin. Da hat jemand gelacht! Über mich?!

Falle 2: Opfer meiner eigenen Unsicherheit!
Oder ich interpretiere Signale falsch. Vielleicht fixiert jemand meine Ohrringe, weil sie sie schön findet. Und ich fühle mich angestarrt und als verkleideter Mann diskreditiert.

Doch ich habe die Sonnenbrille nicht aufgesetzt, um mich zu irritieren, sondern damit ich etwas für mein Selbstbewusstsein tun kann.  Kaum etwas ist besser für mein Selbstbewusstsein als Leute zu beobachten, die mich nicht näher beachten.

Zum Glück ist die Situation in Deutschland heutzutage so, dass selbst Frauen wie ich unter dem Radar laufen. Nur sehr selten bin ich Menschen einen zweiten Blick wert (Kugelartikel). Ich bin so uninteressant, wie andere Frauen über 50 auch. Ich errege weder Aufmerksamkeit noch Anstoß. Das ist gut so. Durch diese Ignoranz bekomme ich das Gefühl, so unauffällig und selbstverständlich zu sein, wie ich mir das wünsche. Daraus schöpfe ich Kraft.

Ein gutes Mittel, um sicherer zu werden, ist es für mich, mich irgendwo hinzusetzen, wo viele Menschen mich zwar sehen können, aber doch nicht wahrnehmen, weil sie anderweitig beschäftigt sind. Dann bin ich schnell und ohne das da groß etwas schief gegen kann ein Teil der Menge und kann Vertrauen in meine Unauffälligkeit fassen.

Das Ausbleiben von Reaktionen lässt langsam den Schutzschild wachsen, der mir das Selbstbewusstsein gibt, das ich brauche, um tatsächlich so selbstbewusst zu sein und dadurch sich die Ausstrahlung von Selbstverständlichkeit zu haben, die wiederum anderen Menschen signalisiert: diese Frau ist selbstverständlich Frau. Warum sollte ich da Zweifel haben?

In der Folge wirkt dann der Regelkreis von innerer und äußerer Haltung. Wenn ich unsicher bin, vermittelt das meine Körpersprache und veranlasst andere näher und kritischer auf mich zu schauen. Das sehe ich, weil ich unsicher darauf achte und werde noch unsicherer.

Wenn ich mir aber auch Dank meines gerade gepflegten positiven Metabildes sicher bin, dann drücken auch das meine Bewegungen und meine Haltung aus. Was anderen wieder kommuniziert, dass ich so selbstverständlich mein Gender habe, wie jede andere Person. Kein Grund näher hinzuschauen.

Besonders wichtig sind für mich die ersten Begegnungen des Tages (Dieses Kribbeln …). Ich brauche etwas Zeit, um in die Selbstverständlichkeit zu finden, die mir dann später erlaubt, nicht mehr danach zu schauen, was andere wohl von mir denken. Dann schert mich nur noch echtes Feedback. Dann interpretiere ich nicht mehr jedes Lachen oder jeden intensiven Blick als Zweifel an meinem Gender.

So weit der praktische Nutzen des Metabildes für das Selbstmanagement. Nun noch ein genauerer Blick auf die einzelnen Komponenten und wie sie zusammenwirken.

Selbstbild und Fremdbild

Metabild
© Jula Böge

Im günstigen Fall stimmen das Selbstbild und das Fremdbild überein (Überlappungsbereich). Jedoch ist es auch normal, dass andere Menschen uns anders sehen, als wir selbst. Das wird gerade bei Transgendern im für uns so zentralen Bereich, welchem Gender wir zugeordnet werden, der Fall sein. Wie groß der Überlappungsbereich ist, hängt zumindest teilweise von uns ab. Je eindeutiger wir unser Selbstbild nach außen kommunizieren, umso geringer ist die Gefahr, dass wir missverstanden werden.

Ich habe, wie viele andere Transgender, das Problem, dass mir auch bei größter Mühe mein genetisches Geschlecht immer anzusehen ist. Das kann ich nicht ändern. Aber ich kann durch mein Styling und durch mein Verhalten klare Signale setzen, wie ich gesehen werden will.

Umgekehrt bedeutet das, dass Unklarheiten eindeutig zu meinen Lasten gehen. Ich kann nicht erwarten, dass andere Menschen mein Selbstbild akzeptieren und mich so sehen, wie ich mich sehe, ohne dass ich ihnen die Möglichkeit gebe, das zu erkennen. Sie können schließlich nicht in meinen Kopf schauen.

Ich gebe zu, dass die eigentlich einfache Botschaft: “Wer sich als eindeutig Mann/Frau präsentiert, der will auch als Mann/Frau gesehen werden.” nicht von allen Menschen verstanden oder respektiert wird. Es gibt immer Schlauberger, die meinen, sie wüssten besser, wer oder was wir sind, als wir selbst. Doch das sind nur einige. In der Mehrzahl der Fälle wird eine klare Botschaft auch verstanden.1)

Selbstbild und Metabild

Metabild
© Jula Böge

Ebenso wie Selbstbild und Fremdbild voneinander abweichen, wird auch das Metabild nur teilweise mit dem Selbstbild übereinstimmen. Nicht einmal die größten Optimisten werden annehmen,  dass uns andere Menschen immer genau so sehen, wie wir uns selbst. Ebenso wenig werden wir vermuten, dass andere uns komplett gegensätzlich sehen. Also gibt es hier einen Überlappungsbereich, aber auch Bereiche, die differieren. Soweit wir glauben, dass wir von anderen so gesehen werden, wie wir uns selbst sehen, ist das eine Bestätigung. Wenn wir jedoch annehmen, dass sie uns anders sehen, dann beeinträchtigt uns das mehr oder weniger stark.

Weil es sich um das Metabild handelt, muss es nicht wirklich so sein, dass die anderen Menschen uns so sehen, wir wir es vermuten. Jedoch für uns ist es sehr relevant, weil das unsere Fantasie davon ist, wie wir gesehen werden. Und diese Annahme beeinflusst unser Denken und Handeln.

Wenn ich also annehme, dass eine andere Person mich nicht so akzeptiert, wie ich gesehen werden will, dann muss ich damit irgendwie umgehen. Selbstbewussten Persönlichkeiten ist das vielleicht total egal, aber gerade Menschen, die unsicher sind und deshalb besonders auf die Bestätigung durch andere angewiesen sind werden durch ein negatives Metabild weiter verunsichert und verängstigt.

Fremdbild und Metabild

Metabild
© Jula Böge

Sowohl das Fremdbild als auch das Metabild haben also zum Inhalt, was andere Menschen von mir denken. Bloß ist es ist einen Fall das, was sie tatsächlich denken und im anderen meine Vermutung über sie. Wenn wir gute Menschenkenner sind, dann werden wir einiges vom Fremdbild richtig erkennen (Überlappungsbereich).

Doch das Metabild wird vermutlich nie das Fremdbild zu 100% korrekt treffen. Je nach unserem Wissen oder nur unseren Vorurteilen, wie die andere Person ist, werden eine Menge falsche Annahmen dabei sein.

Alle drei “Bilder” vereint

Metabild
© Jula Böge

Die Grafik zeigt, welche verschiedenen Konstellationen es beim Zusammentreffen von Selbstbild, Fremdbild und Metabild  gibt.

Zunächst fällt auf, dass es weite Überlappungsbereiche gibt. Das ist gut, denn dann wird es vermutlich keine Konflikte dazu geben.

Doch es passt nicht immer alles zusammen. Mal schätzen wir uns selbst falsch ein, mal sehen uns die anderen falsch und gar nicht selten irren wir darüber, was die anderen von uns denken.

Nun wird es Zeit, das Modell auf die für viele Transgender kritische Frage anzuwenden: Entspricht das Gender, das mir andere Menschen zubilligen meinem Selbstbild? Wenn wir die einzelnen Sektoren im Hinblick auf das Thema Gender betrachten, ergeben sich folgende Fallgruppen:

Metabild
© Jula Böge
  1. Am besten ist es, wenn alle drei Sichtweisen übereinstimmen. Das Fremdbild deckt sich mit unserem Selbstbild und das ist uns auch bewusst.
  2. Etwas anders ist die Situation in Sektor 2. Wir glauben, dass die anderen unser Gender ebenso sehen, wie wir selbst. Das stimmt zwar nicht, doch das ist nicht schlimm, denn auch wenn es zu unrecht ist, wir fühlen uns bestätigt.
  3. Hier liegen wir mit unserer Vermutung, wie die anderen uns sehen richtig. Leider sehen sie uns anders, als wir selbst. Das ist nicht gut, weil wir die gewünschte Bestätigung unserer Selbstsicht durch diese Person nicht bekommen.
  4. Das Selbstbild und das Fremdbild stimmen zwar überein, jedoch glauben wir, der andere würde uns anders sehen. Dieser Fall ist im Ergebnis nicht anders als Fall 3! Was wir dem anderen unterstellen, ist für uns relevant, nicht was er wirklich denkt!
  5. Dieser Fall ist deprimierend. Die Bestätigung unseres Gender durch andere bleibt uns versagt. Die anderen sehen uns anders und das wissen wir auch.
  6. Die andere Person weist uns ein Gender zu, mit dem wir nicht einverstanden sind. Jedoch wissen wir das gar nicht, weil unser Metabild ein anderes ist. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Wir können mit dieser Situation vermutlich gut leben.
  7. Dieser Bereich ist besonders schlimm, denn wir sind verunsichert, obwohl wir das gar nicht sein müssten. Wir glauben, dass andere ein von unserem Selbstbild abweichendes Fremdbild haben, doch das stimmt gar nicht.

Auswertung

Zunächst ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass zwei Drittel des dargestellten Systems in unserem Kopf beheimatet sind und deshalb in gewissen Grenzen von uns beeinflusst werden können.

Sowohl beim Selbstbild als auch beim Metabild habe ich Einfluss darauf, wie die Situation tatsächlich ist. Nur das Fremdbild entzieht sich meinem Einfluss.

Allerdings sollte deutlich geworden sein, dass ich viel stärker davon beeinflusst werde, was ich glaube, was die andere Person denkt, als davon, was sie wirklich denkt! Anders formuliert: es kommt viel stärker auf mein Metabild an, als auf das Fremdbild.

Wie kann ich das Metabild beeinflussen? Kann ich es überhaupt beeinflussen?

Die Antwort auf die zweite Frage ist ein klares Ja. Wahrnehmung ist ein höchst subjektiver Vorgang der stark von meinen Glaubenssätzen geprägt wird. Ich sehe andere Menschen nie neutral, sondern immer im Licht meiner Annahmen über sie. Wenn ich den anderen Menschen also tendeziell eher unterstelle, dass sie mich akzeptieren, dann werde ich ihre Worte und ihr Verhalten eher in diesem Sinne interpretieren und mich in der Folge besser fühlen, weil ich mehr Bestätigung wahrnehme, als wenn ich dem anderen unterstelle, dass es mich ablehnt. Wenn ich mein Selbstbild  bestätigt haben möchte, dann muss ich möglichst den anderen Menschen unterstellen, dass sie mich akzeptieren und so sehen, wie ich mich selbst. Es handelt sich hierbei um eine echte selbsterfüllende Prophezeiung.2)

Hat das nicht ein wenig etwas von Selbstbetrug?

Das mag sein, aber was ist daran schlimm, wenn ich mich dadurch besser fühle? Die Welt ist so, wie ich sie empfinde. Von einer positiveren Sicht auf andere Menschen profitiere ich selbst dann, wenn die Menschen gar nicht so nett sind, wie ich denke.

Die Betrachtung der einzelnen Sektoren hat gezeigt, dass ein negatives Metabild mich selbst dann ganz real  beeinträchtigt, wenn es gar nicht stimmt. Umgekehrt wird mich eine positive Annahme auch dann stärken, wenn sie falsch ist!

Damit sind die positiven Wirkungen noch nicht am Ende, denn auch in der Kommunikation gilt “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel”. Das bedeutet, dass ich mit einem gestärkten, positiven Selbstbild natürlich sehr viel selbstverständlicher und positiver wahrgenommen werde. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Fremdbild tatsächlich näher an meinem Selbstbild sein wird, als das der Fall ist, wenn ich unsicher bin.

Schlussfolgerungen

  • Je eindeutiger ich mein Selbstbild nach außen kommuniziere, desto geringer ist die Gefahr von Missverständnissen.
  • Nicht das was die anderen Menschen denken beeinträchtigt mich, sondern viel mehr meine eigenen Annahmen darüber, was sie denken.
  • Wenn ich nicht sicher weiß, was andere Menschen von mir denken, ist es besser für mich optimistisch zu sein als pessimistisch.
  • Je positiver ich mich und andere Menschen sehe, desto besser für mich. Die anderen Menschen sind nur so beängstigend, wie ich das für mich zulasse.

Querverbindungen:

© Jula Böge 2015

Anmerkungen

1) Zugegeben schwierig sind die Fälle, die sich der gängigen Zweiteilung entziehen wollen. Hier stoßen die Bedürfnisse dieser Personen mit dem von den allermeisten Menschen geglaubten Modell zusammen, dass man jeden Menschen eindeutig einem von zwei Geschlechtern zuordnen können muss.

2) Wie das genau funktioniert mit den selbsterfüllenden Prophezeiungen steht in dem unbedingt lesenswerten Buch “Anleitung zum Unglücklichsein” von Paul Watzlawick.

Die vermutlich bekannteste Geschichte daraus ist „Die Geschichte mit dem Hammer“. Sie passt gut zu unserem Thema, der Macht des Metabildes:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Morgen“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

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