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Rezension: Shon Faye – Die Transgender Frage

  • von
Shon Faye - Die Trangender Frage

Untertitel: Ein Aufruf zu mehr Gerechtigkeit

ISBN 978-3-446-27394-8, 25 €

Resümee

Das Buch ist ein guter und hilfreicher Beitrag in der aktuellen Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz. Es liefert Argumente, die man kritischen Personen entgegenhalten kann.

Inhalt

Die ersten Kapitel dienen einer Bestandsaufnahme der spezifischen Situation und den Problemen von trans Menschen.

Sie widmet sich den spezifischen Problemen von trans Personen vom Kindergarten bis hin zur Situation in Alten- und Pflegeheimen. Auch die Situation in den Gefängnissen wird angesprochen. 

In den weiteren Kapiteln setzt sich Shon Faye mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, und insbesondere dem Feminismus und der Position der Transpersonen in der LGBT-Community auseinander.

Sie argumentiert, dass wir nur gemeinsam unsere Ziele erreichen können. Die Frage, weshalb dürfen sich die verschiedenen Buchstaben von LGBT nicht auseinanderdividieren lassen dürfen, findet eine prägnante Antwort: “Wir werden alle von denselben Leuten verprügelt.“

Auch wenn Faye behauptet, zu der aktuellen TERF-Debatte keine Rechtfertigung von trans Positionen liefern zu wollen, so tut sie es trotzdem über weite Strecken. Und sie macht es gut. Sie setzt sich mit den verschiedenen transfeindlichen Narrativen auseinander. Dabei gibt sie immer wieder gute Hinweise zu statistisch abgesicherter Evidenz.

Ich nenne nur ein paar Stichworte zu den Themen:

  • Regretter
  • Med. Maßnahmen für trans Kids
  • Umkleideräume
  • Reproduktionsmedizin
  • Situation von trans Männern

Bewertung

Das Buch enthält einige historische Exkurse und viele Bezüge zu anglo-amerikanischen trans Personen.

Die englische Situation ist nur bedingt mit der in Deutschland vergleichbar. Doch das heißt nicht, dass die Themen, die sie verhandelt, für uns irrelevant sind. Die Debatten in Großbritannien sind den USA fünf Jahre hinterher, aber Deutschland fünf Jahre voraus. Praktisch alle Themen, die sie anspricht, sind in der einen oder anderen Version bei uns in der aktuellen Diskussion. 

Dabei beweist sie gute Kenntnis der deutschen Situation, auf die Bezug genommen wird, besonders im Vorwort. Das mag auch daran liegen, dass sie prominente Beratung aus der deutschen Community hatte.

“Die Befreiung von trans Personen würde das Leben aller Menschen in unserer Gesellschaft verbessern.”

“Die weltweite Vorherrschaft von Männern über Frauen kann nicht niedergerissen werden, solange das binäre Modell von sex und gender aufrechterhalten, bewahrt und verstärkt wird.”

Im Kern argumentiert Faye, dass geschlechtliche Selbstbestimmung kein Rückschritt und keine Gefahr für den Feminismus ist, sondern im Gegenteil eine Voraussetzung dafür, dass die Ziele des Feminismus erreicht werden können.

Schließen möchte ich mit dem Zitat, das auch das Buch von Faye beendet:

“Wir sind keine ”Frage”, die es zu diskutieren, kein “Thema”, das es zu verspotten gilt. Auch für viele nicht-trans Menschen sind wir ein Symbol der Hoffnung dafür, dass es möglich ist, eine erfüllteres, freieres Leben zu führen. Manche hassen uns genau deshalb: der schillernde Reichtum unserer Freiheit macht ihnen Angst. Unsere Existenz bereichert die Welt.”

Querverbindungen 

© Jula Böge 2023

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