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Es ist noch ein langer Weg

  • von

… zur Gleichberechigung für LGBTIQ

Quelle: A long way to go for LGBTI  equality, https://fra.europa.eu/en/publication/2020/eu-lgbti-survey-results

Meine Einleitung

In deutscher Sprache gibt es zu diesem Produkt nur eine Pressemitteilung. Deshalb habe ich die aus meiner Sicht relevanten Inhalte übersetzt. Die Übersetzung erfolgt auszugsweise und ist nicht autorisiert. Übersetzungsfehler gehen zu meinen Lasten.
Ich habe mich bemüht, alles korrekt zu gendern, kann aber nicht garantieren, dass ich alles richtig gemacht habe. Für eventuelle Missgriffe bitte ich um Entschuldigung.

Fokus Trans*

Erwartungsgemäß interessiere ich mich aus eigener Betroffenheit besonders für die Situation von Trans*personen.

Die Umfrage zeigt wiederum, dass innerhalb der Gruppe der LGBTIQ die Situation für Trans*personen wie auch für Intersexuelle besonders unbefriedigend ist.

35% der Befragten Trans*personen fühlten sich bei der Arbeit diskriminiert.

Trans- und intersexuelle Befragte gaben auch die höchste Rate an Belästigungen im Zusammenhang mit LGBTI an. Das korrespondiert mit dem Ergebnis, dass die Befragten, die sich als Trans identifizieren, ebenso wie die Intersexuellen deutlich zurückhaltender damit sind, offen zu leben. Wir fürchten uns zu Recht.

Die Folgen von sexuellen Angriffen sind negativer. Dies äußert sich sowohl in Bezug auf psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzuständen als auch in Bezug auf die Angst, auszugehen oder Orte zu besuchen.

Insbesondere diejenigen, die sehr offen als Trans*person leben, sind einem großen Risiko ausgesetzt. 24% erlebten in den fünf Jahren vor der Umfrage einen körperlichen oder sexuellen Übergriff.
Dem gegenüber steht das Faktum, dass die Lebenszufriedenheit bei Trans*personen umso größer ist, je offener sie mit ihrer Transidentität umgehen. Zwar haben die trans- und Intersexuelle Befragten gruppenbezogen die niedrigste Lebenszufriedenheit. Doch sind Befragte, die niemals offen dazu stehen, LGBTI zu sein, sind im Durchschnitt weniger zufrieden mit ihrem Leben (5,7) als diejenigen, die selten offen (6,1), ziemlich offen (6,6) oder sehr offen (7,5) sind.

Besorgniserregend (oder ärgerlich, je nach Stimmung) finde ich, dass sich seit der letzten Umfrage der FRA im Jahr 2012 nicht viel bewegt hat. Zwar sind z.B. auch in Deutschland einige rechtliche Verbesserungen umgesetzt worden, aber das hat am Klima in der Gesellschaft offensichtlich nicht viel geändert. Dass die Zahlen der Diskriminierungen und Belästigungen teils sogar gestiegen sind, liegt meines Erachtens vor allem daran, dass wir auch sichtbarer im öffentlichen Raum und an der Arbeit sind. Die Intoleranz und Gewaltbereitschaft uns gegenüber ist vermutlich einfach gleich geblieben, es gibt nur mehr Anlässe, sie auszuagieren.

Doch nun zur Studie:

A long way to go

Vorwort

Stellen Sie sich vor, Sie haben Angst, die Hand Ihrer Liebsten in der Öffentlichkeit zu halten, und überhören die Scherze im Büro, um nicht zu verraten, mit wem Sie Ihr Leben teilen. Sie wählen den langen Weg nach Hause, um potenziell feindlichen Boden zu umgehen. Oder Sie machen sich jedes Mal lächerlich, wenn Sie Ihren Ausweis vorzeigen müssen. Im Jahr 2020 sind das immer noch Realitäten für allzu viele Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle in der gesamten Europäischen Union und darüber hinaus.

Dieser Bericht enthält ausgewählte Ergebnisse unserer Umfrage von 2019 zu LGBTI-Personen in der EU sowie in Nordmakedonien und Serbien. Mit fast 140.000 Teilnehmern ist es die größte Umfrage ihrer Art. Sie folgt der ersten Umfrage der Agentur zu LGBT-Menschen in der EU, durchgeführt im Jahr 2012.

Die Ergebnisse zeigen, dass es in den letzten sieben Jahren nur geringe Fortschritte gegeben hat. Zwar bekennen sich mehr Menschen offen dazu, LGBTI zu sein – aber die Mehrheit vermeidet es dennoch, die Hand ihres Partners in der Öffentlichkeit zu halten. Sie können gute Gründe haben, diskret zu sein. Unter denen, die sehr sind offen als LGBTI leben, geben 40% an, belästigt worden zu sein. Auch körperliche oder sexuelle Angriffe geben weiterhin Anlass zur Sorge: Jede*r zehnte Umfrageteilnehmende gab an, in den fünf Jahren vor der Umfrage Opfer solcher Gewalt geworden zu sein.

In der Zwischenzeit besteht die alltägliche Diskriminierung weiter. LGBTI-Personen begegnen ihr bei der Arbeit und in der Schule. in Cafés, Restaurants, Bars und Nachtclubs; bei der Suche nach Wohnraum; beim Zugang zu Gesundheits- oder Sozialdiensten; und in Geschäften. Insbesondere bei Trans- und Intersexuellen können Ausweisdokumente, die ein Geschlecht angeben, Spott auslösen.

Die groß angelegten Umfragen der FRA zeigen immer wieder, dass Opfer von Diskriminierung und Missbrauch nur ungern Bericht über Vorfälle erstatten. LGBTI-Personen sind keine Ausnahme. Die Berichterstattungsquoten sind für alle Arten von Organisationen niedrig, insbesondere jedoch für die Polizei.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Trans- und Intersexuelle vor einem noch härteren Kampf stehen. Und die Jungen? Die Umfrage gibt sowohl Anlass zur Sorge als auch vorsichtigem Optimismus. Teilnehmer im Alter von 15 bis 17 Jahren wurden stärker belästigt als ältere Personen. Sie sagen aber auch, dass sie in der Schule mehr Menschen sehen, die sich für LGBTI-Menschen einsetzen – und in Bildungseinrichtungen mehr über LGBTI-Probleme hören.

Es gibt bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Ländern. Aber ob sie in Ländern leben, die glänzen oder ernsthafte Probleme haben, die Umfrageteilnehmenden betonen, dass Gesetze und die Politik sowie das Verhalten von Politiker*innen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Zivilgesellschaft haben großen Einfluss auf ihr Leben haben.

Wir hoffen, dass diese Realität Politiker*innen und Entscheidungsträger*innen auf allen Ebenen ermutigt, alles zu tun, um vollen Respekt für die Rechte von LGBTI-Personen in der gesamten EU zu fördern.

Michael O’Flaherty
Direktor

Ausgewählte Ergebnisse

Fortschritte

Der Vergleich der Ergebnisse der Umfragen 2012 und 2019 zeigt, dass in den letzten sieben Jahren kaum Fortschritte bei der Art und Weise erzielt wurden, wie LGBT-Menschen in der EU ihre Menschen- und Grundrechte im täglichen Leben erfahren. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass es wichtige Unterschiede zwischen den verschiedenen Mitgliedstaaten gibt.

Zur Beurteilung der Fortschritte seit 2012 werden aus der Umfrage von 2019 nur Daten für LGBT-Personen ab 18 Jahren verwendet. Die Kategorie Intersexuelle, die 2012 nicht befragt wurde, ist ebenso ausgeschlossen wie Befragte aus Serbien und Nordmakedonien sowie LGBTI-Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren.

Den Lesenden wird empfohlen, den FRA LGBTI Survey Data Explorer zu verwenden, um ein detaillierteres und vollständigeres Bild der Situation in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten zu erhalten.

Diskriminierung im Arbeitskontext bleibt Realität. Speziell:

  • Der Anteil der Befragten im Jahr 2019, die sich bei der Arbeitssuche diskriminiert fühlten (11%) ist nur etwas kleiner als 2012 (13%).
  • Der Anteil der Befragten, die sich am Arbeitsplatz diskriminiert fühlen ist im Jahr 2019 (21%) leicht höher als 2012 (19%).
  • Ein höherer Anteil der Trans-Befragten fühlt sich im Jahr 2019 (36%) am Arbeitsplatz diskriminiert im Vergleich zu 2012 (22%).
  • Der Anteil der LGBT-Befragten, die einen Diskriminierungsvorfall im Zusammenhang mit der Arbeit bei einem Gleichstellungsgremium oder einer anderen Organisation gemeldet haben, ist leicht erhöht: 17% im Jahr 2019, 13% im Jahr 2012.

Im Hinblick auf die Frage, wie offen LGBT-Personen leben, zeigen die Ergebnissse:

  • Der Anteil der LGBT-Befragten ab 18 Jahren, die oft oder immer offen damit umgehen LGBT zu sein, erhöhte sich von 36% im Jahr 2012 auf 52% im Jahr 2019.
  • Ein geringerer Anteil junger LGBT-Befragter im Alter von 18 – 24 Jahren verleugnet sich als LGBT in der Schule. Der Anteil sank von 47% im Jahr 2012 auf 41% im Jahr 2019.
  • Der Anteil der Befragten, die oft oder immer vermeiden, mit gleichgeschlechtlichen Partnern in der Öffentlichkeit Händchen zu halten, bleibt mit rund 60% hoch.

Diskriminierung bleibt in einem breiten Spektrum von Lebensbereichen, nach denen in der Umfrage gefragt wurde, ein Thema: wie zB Beschäftigung, in einem Café, Restaurant, Bar oder Nachtclub, bei Gesundheits- oder Sozialdiensten, in der Schule oder Universität, beim Wohnen, in einem Geschäft oder bei Vorlage eines Ausweisdokuments. Die Daten zeigen:

  • Insgesamt 2019 mehr LGBT-Befragte (43%) als 2012 (37%) fühlten sich in allen Lebensbereichen, die in der Umfrage gefragt wurden, in den 12 Monaten zuvor diskriminiert.
  • Dieser Unterschied ist bei den Trans-Befragten deutlich ausgeprägter (Umfrage 2012: 43%; Umfrage 2019: 60%).
  • Der Anteil der Befragten, die sich in einem Café, einem Restaurant, einer Bar oder einem Nachtclub diskriminiert fühlten, stieg von 18% im Jahr 2012 auf 26% 2019.
  • Der Anteil der Befragten, die sich wegen Diskriminierungsvorfällen in jedem Lebensbereich bei einem Gleichstellungsgremium oder einer anderen Organisation gemeldet haben, ist 2019 etwas höher (13%) als 2012 (10%).

Die beiden Umfragen maßen Belästigung und durch die Annahme, dass das Opfer LGBTI ist, motivierte Gewalt unterschiedlich. In der zweiten Welle wurden einige der Fragen leicht angepasst, um die Genauigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen zu verbessern. Trotzdem fällt es beim Betrachten der Antworten auf diese Fragen schwer, einen Fortschritt zu erkennen.

  • Im Jahr 2019 sagten dies die meisten LGBT-Befragten (58%) dass sie in den letzten fünf Jahren Belästigungen in Form von beleidigenden oder bedrohlichen Situationen erlebt haben. Sowohl bei der Arbeit, auf der Straße, im öffentlichen Verkehr, in einem Geschäft, im Internet oder anderswo. Dies schließt beleidigende oder drohende Vorfälle sexueller Natur ein.
  • Im Jahr 2012 gaben 45% der LGBT-Befragten an, dass sie in den letzten fünf Jahren vor der Umfrage persönlich belästigt worden sind. Entweder von einer Einzelperson oder einer Gruppe bei der Arbeit, zu Hause, auf der Straße, in der Öffentlichkeit, in öffentlichen Transportmitteln, in einem Geschäft, in einem Büro oder im Internet.
  • Im Jahr 2019 gaben 5% der LGBT-Befragten an, körperlich oder sexuell belästigt worden zu sein. Ausgenommen die Androhung von Gewalt.  Die Raten unter Trans-Befragte sind höher.
  • Der gleiche Anteil (5%) der LGBT-Befragten gab im Jahr 2012 an, im Jahr vor der Umfrage körperlich oder sexuell angegriffen oder mit Gewalt bedroht worden zu sein.
  • Im Jahr 2019 gab ein etwas geringerer Anteil (14%) der LGBT-Befragten an, der Polizei den jüngsten hassmotivierten Vorfall von körperlichen oder sexuellen Angriffen gemeldet zu haben. Ausgenommen „Androhungen von Gewalt“.
  • Im Jahr 2012 gaben 17% der LGBT-Befragten an, dass sie der Polizei den jüngsten hassmotivierten gewalttätigen Vorfall von physischen oder sexuellen Angriffen oder die Androhung von Gewalt gegen sie gemeldet haben.

Änderung der sozialen Einstellungen in den letzten fünf Jahren

In der Umfrage von 2019 wurden die Befragten auch nach ihren Ansichten zu einer Zunahme oder Abnahme von Vorurteilen oder Intoleranz gegenüber LGBTI-Personen in den letzten fünf Jahren befragt. Die Ergebnisse liefern ein gemischtes Bild.

  • Vier von zehn Befragten (40%) in allen Gruppen geben an, dass Vorurteile und Intoleranz gegenüber LGBTI-Personen in ihrem Land „ein wenig“ oder „viel“ abgenommen haben. Schwule Männer (42%) und bisexuelle Männer (45%) und Frauen (42%) nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Verbesserung wahr.
  • Ein geringerer Anteil der trans- und intersexuellen Befragten ist jedoch dieser Meinung (31% beziehungsweise 29%).
  • Auf der anderen Seite gibt jeder dritte LGBTI-Befragte (36%) an, dass Vorurteile und Intoleranz „ein wenig“ oder „viel“ zugenommen haben. Dies entspricht nur teilweise den Ergebnissen des jüngsten Eurobarometers 493, das darauf hinweist, dass die soziale Akzeptanz von LGBTI-Personen in der Allgemeinbevölkerung in den meisten EU-Mitgliedstaaten gestiegen ist.
  • Es gibt wichtige Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern. In Irland, Malta und Finnland beispielsweise nehmen über 70% der Befragten einen Rückgang der Intoleranz wahr. In Polen und Frankreich gaben die meisten Befragten an, dass die Intoleranz insgesamt zugenommen hat (68% bzw. 54%).

Die Befragten wurden auch gefragt, ob sie glauben, dass die Gewalt gegen LGBTI-Personen in ihrem Land in den letzten fünf Jahren zugenommen oder abgenommen hat.

  • Mehr als vier von zehn Befragten (43%) sind der Meinung, dass die Gewalt gegen LGBTI-Personen in ihrem Land „ein wenig“ oder „viel“ zugenommen hat.
  • Ein Drittel (33%) glaubt, dass die Gewalt gleichgeblieben ist.
  • Auch hier variieren die Ergebnisse zwischen den Ländern erheblich. Beispielsweise glauben etwa zwei Drittel oder mehr aller LGBTI-Befragten in Frankreich (73%) und Polen (66%), dass die Gewalt insgesamt zugenommen hat. Im Gegensatz dazu glauben 70% der Befragten in Malta und 59% in Irland, dass die Gewalt in den letzten fünf Jahren insgesamt zurückgegangen ist.

Faktoren, die den Fortschritt beeinflussen

In der Umfrage wurden die Befragten gebeten, unter einer Reihe von Faktoren diejenigen auszuwählen, von denen sie glauben, dass sie entweder zu einer Zunahme oder zu einer Abnahme von Vorurteilen, Intoleranz oder Gewalt gegen LGBTI-Personen beigetragen haben.

Unter denjenigen, die sagen, dass sich die Situation in ihrem Land in den letzten fünf Jahren verbessert hat, glauben die meisten, dass ein wesentlicher Faktor die „Sichtbarkeit von LGBTI-Personen und ihre Teilnahme am Alltag“ ist. Die Befragten wählten auch „positive Änderungen in Recht und Politik“ und „Unterstützung durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Gemeindevorstände und die Zivilgesellschaft“ als relevante Faktoren.

Die meisten Befragten, die sagen, dass sich die Situation verschlechtert hat, sehen die Hauptfaktoren als „negativen öffentlichen Diskurs von Politiker*innen und / oder politische Parteien“ sowie „mangelnde Unterstützung durch die Zivilgesellschaft“ und „mangelnde Durchsetzung bestehender Gesetze und Politik oder mangelnde Unterstützung durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Gemeindevorstände, sowie die Sichtbarkeit von LGBTI-Personen“.

Zufriedenheit mit Regierungsbemühungen

In der Umfrage wurden die Befragten gebeten, zu bewerten, wie ihre Regierung auf Vorurteile und Intoleranz gegenüber LGBTI-Personen reagiert hat. Diese Erkenntnisse können für politische Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft besonders nützlich sein, wenn sie Maßnahmen entwickeln, um die Sichtbarkeit von LGBTI-Personen im Alltag zu verbessern und ihre Grundrechte zu schützen.

Insgesamt glauben EU-weit ein Drittel der Befragten (33%), dass ihre nationale Regierung Vorurteile und Intoleranz gegenüber LGBTI-Personen definitiv oder wahrscheinlich wirksam bekämpft. Dieser Anteil ist bei Trans-Befragten geringer (24%).

Die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch auffällig. In neun Mitgliedstaaten gibt die Mehrheit der Befragten, die in Malta 83% beträgt, an, dass die Regierung in ihrem Land Vorurteile und Intoleranz definitiv oder wahrscheinlich wirksam bekämpft. In 10 Mitgliedstaaten liegt dieser Anteil dagegen unter 20% und in Polen bei 4%.

1 Wichtigste Ergebnisse und Meinungen der FRA

Anm: Hier berichte ich nur die Überschriften

  • Verstärkte Anstrengungen zur Bekämpfung von Belästigung und Gewalt gegen LGBTI-Personen
  • Sicherstellen, dass niemand das Bedürfnis hat, seine sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verbergen
  • Schaffung eines sicheren und unterstützenden Umfelds in der Schule für LGBTI-Kinder und Jugendliche
  • Konsequente Umsetzung der Richtlinie zur Gleichstellung von Arbeitnehmern (Employment Equality Directive)
  • Bekämpfung der Diskriminierung von LGBTI-Personen in allen Lebensbereichen
  • Opfer effektiv unterstützen, um die Meldung von Übergriffen zu fördern
  • Konfrontation mit multipler und intersektionaler Diskriminierung
  • Erfordernis der vollständigen Einwilligung und Aufklärung für medizinische Eingriffe bei intersexuellen Menschen

2 Was zeigen die Ergebnisse?

Zentrale Ergebnisse

  • Die Hälfte (53%) der LGBTI-Befragten steht fast nie oder selten offen dazu, LGBTI zu sein.
  • Die meisten Befragten (61%) vermeiden es immer oder oft, mit ihren gleichgeschlechtlichen Partner*innen Händchen zu halten.
  • Jede*r dritte Befragte (33%) meidet immer oder häufig bestimmte Orte oder Orte, aus Angst, angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden, weil er*sie LGBTI ist.
  • 37% der Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren stehen fast nie offen dazu, LGBTI zu sein.

2.1 Offen als lesbische, schwule, bisexuelle, trans- oder intersexuelle Person leben

2.1.1. Offenheit im Alltag

Weniger als ein Viertel (23%) der Befragten gibt an, sehr offen zu sein. Jüngere LGBTI-Befragte sind noch weniger offen: Nur 12% der 18- bis 24-Jährigen und 5% der 15- bis 17-Jährigen sind sehr offen. Zum Vergleich: 36% der über 55-Jährigen sind sehr offen. Bildung spielt auch eine Rolle: LGBTI-Befragte mit höherem Bildungsniveau (27%) sind fast doppelt so häufig sehr offen wie Befragte mit niedrigerem Bildungsniveau (14%).

Die Mehrheit der Befragten (61%) vermeidet immer oder oft sogar einfache Liebesbekundungen – Händchenhalten – in der Öffentlichkeit. Jede*r Dritte (33%) meidet immer oder oft bestimmte Orte aus Angst, angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden.

2.1.2 Lebenszufriedenheit

Einer der Indikatoren, anhand derer die OECD das Wohlergehen der Menschen bewertet, ist die „Lebenszufriedenheit“. In der Umfrage wurden die Befragten gebeten, ihre Zufriedenheit mit dem Leben auf einer Skala von 0 bis 10 zu bewerten. 0 bedeutet „sehr unzufrieden“ und 10 bedeutet „sehr zufrieden“. Es gibt kulturelle Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen „Lebenszufriedenheit“ wahrnehmen. Daher sollten die Unterschiede in der „Zufriedenheit“ zwischen den Ländern mit Vorsicht interpretiert werden.

Insgesamt zeigt die LGBTI-Umfrage, dass die Lebenszufriedenheit der LGBTI-Befragten in der EU im Durchschnitt 6,5 beträgt. Schwule und lesbische Frauen haben mit 6,7 die höchste durchschnittliche Zufriedenheit. Trans- und intersexuelle Befragte haben die niedrigsten: beide 5.6. Es gibt erhebliche Länderunterschiede. Beispielsweise sind die in den Niederlanden, Dänemark und Österreich lebenden Befragten im Durchschnitt zufriedener mit ihrem Leben (7.1). Diejenigen, die in Nordmakedonien (5,0) und Polen (5,1) leben, sind am wenigsten zufrieden.

Die Offenheit, LGBTI zu sein, scheint die Lebenszufriedenheit zu beeinflussen. Befragte, die niemals offen dazu stehen, LGBTI zu sein, sind im Durchschnitt weniger zufrieden mit ihrem Leben (5,7) als diejenigen, die selten offen (6,1), ziemlich offen (6,6) oder sehr offen (7,5) sind. Darüber hinaus haben Befragte, die sich in mindestens einem Lebensbereich im Durchschnitt diskriminiert fühlten, eine geringere Lebenszufriedenheit (5,9) als diejenigen, die sich nicht diskriminiert fühlten (6,9).

2.1.3. Bewegungsfreiheit: gleichgeschlechtliche Paare und Familien

Rund die Hälfte aller Mitgliedstaaten erlaubt gleichgeschlechtlichen Paaren zu heiraten. Andere bieten alternative Formen der zivilrechtlichen Registrierung an. Sechs Mitgliedstaaten bieten keinen rechtlichen Status für gleichgeschlechtliche Paare. Gleichgeschlechtliche Rechte, ein Kind zu adoptieren und auf assistierte Reproduktion zuzugreifen unterschieden sich ebenfalls in den Mitgliedstaaten.
Dies betrifft LGBTI-Partner*innen aus Mitgliedstaaten mit unterschiedlichen Rechtsvorschriften, die ihre Beziehung legalisieren möchten, sowie gleichgeschlechtliche Paare und Familien, die in einen anderen Mitgliedstaat ziehen – insbesondere, wenn sie Kinder haben oder haben möchten.

In der Umfrage wurden Befragte, die in ein anderes EU-Land gezogen waren, gefragt, ob sie Einschränkungen beim Zugang zu Leistungen oder öffentlichen Dienstleistungen hatten, die für gleichgeschlechtliche Paare verfügbar sind, weil sie eine*n gleichgeschlechtliche*n Partner*in oder Ehepartner*in haben. Rund 17% gaben an, dass ihnen der Zugang zu Dienstleistungen und Leistungen, die für Paare mit unterschiedlichen Geschlechtern verfügbar sind, verweigert oder nur eingeschränkt gewährt wurde. Dies basiert jedoch auf einer sehr kleinen Anzahl von Befragten, die in ein anderes EU-Land gezogen waren.

Die Umfrage fragte die Befragten nach dem Familienleben. Von allen Befragten leben 77% mit jemand anderem zusammen: 67% leben mit ihren Partner*innen, während 12% aller Befragten auch mit Kindern leben, die einer der Partner*innen gehören. Insgesamt geben 14% aller LGBTI-Befragten mit Partner*in an, ein Kind großzuziehen. Dies schließt 29% der bisexuellen Männer, 19% der Trans*Personen, 17% der bisexuellen Frauen und 15% der lesbischen Frauen mit Partner*in ein. Es gibt jedoch erhebliche Länderunterschiede.

Der höchste Anteil der LGBTI-Befragten, die Kinder mit Partner*in großziehen, findet sich in Dänemark (21%), Irland (20%), den Niederlanden (19%) und Schweden (19%). In all diesen Ländern haben gleichgeschlechtliche Paare ein gesetzliches Recht, Kinder zu adoptieren.

2.2. Diskriminierung erfahren und melden – Bewusstsein für Opferunterstützung

Zentrale Ergebnisse

  • Jede*r vierte Befragte (26%) versteckt sich als LGBTI bei der Arbeit.
  • Diejenigen, die offener dafür sind, als LGBTI bei der Arbeit bekannt zu sein, fühlen sich bei der Arbeit weniger diskriminiert.
  • Zwei von zehn (21%) fühlten sich im Jahr vor der Umfrage bei der Arbeit diskriminiert.
  • Jede*r zehnte (10%) fühlte sich im Jahr vor der Umfrage bei der Arbeitssuche diskriminiert.
  • Mehr als ein Drittel (37%) fühlte sich in anderen Lebensbereichen als der Arbeit diskriminiert, z.B. in den Bereichen Wohnen, Gesundheitswesen oder soziale Dienste, in der Schule oder Universität, in einem Café, Restaurant, einer Bar oder einem Nachtclub, in einem Geschäft oder beim Anzeigen eines Ausweises. Die Raten sind für Trans- (55%) und Intersexuelle (59%) am höchsten.
  • Die Mehrheit der LGBTI-Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren wurde in einigen Lebensbereichen diskriminiert (53%). Bei LGBTI-Befragten ab 18 Jahren ist die Zahl niedriger (41%).
  • Unter den verschiedenen Lebensbereichen, nach denen gefragt wurde, fühlte sich der höchste Anteil der Befragten (22%) in einem Café, Restaurant, einer Bar oder einem Nachtclub diskriminiert.
  • Jede*r Fünfte (19%) fühlte sich im Bildungsumfeld diskriminiert. 16% fühlten sich vom Personal des Gesundheits- oder Sozialwesens diskriminiert.
  • Nur 11% der jüngsten Fälle von Diskriminierung wurden der Gleichstellungsbehörde des Landes oder einer anderen Organisation gemeldet. Dies ist der Fall, obwohl die Mehrheit (61%) weiß, dass ihr Land eine Gleichstellungsbehörde hat.

2.2.1 Beschäftigung

In der Umfrage wurde gefragt, ob die Personen sich bei der Arbeitssuche und am Arbeitsplatz als LGBTI diskriminiert fühlten. In den 12 Monaten vor der Umfrage fühlten sich mehr Personen bei der Arbeit diskriminiert (21%) als bei der Arbeitssuche (10%). Deutlich höhere Anteile von trans- (35%) und intersexuellen Befragten (32%) fühlten sich bei der Arbeit diskriminiert.

2.2.2 Andere Lebensbereiche

Der höchste Anteil der Befragten fühlte sich in einem Café, Restaurant, einer Bar oder einem Nachtclub diskriminiert (22%).

Dies gilt insbesondere für jüngere Befragte: 28% der 18- bis 24-Jährigen gaben an, dies zu erleben, verglichen mit 12% der über 55-Jährigen. Dies kann widerspiegeln, wie stark man sich der Gefahr der Diskriminierung aussetzt. Das Muster und die Häufigkeit des Ausgehens sind in den Altersgruppen sehr unterschiedlich. Auch das Einkommen scheint eine Rolle zu spielen. 36% der Befragten, die angaben, große Schwierigkeiten zu haben, über die Runden zu kommen, fühlten sich in diesen Kontexten diskriminiert. Im Gegensatz dazu gaben 16% derjenigen, die sagen, dass sie sehr leicht über die Runden kommen, an, sich diskriminiert zu fühlen.

Jede*r fünfte Befragte (19%) fühlte sich im Kontakt mit Schul- oder Universitätspersonal diskriminiert. Jeder Sechste (16%) tat dies, wenn er mit Mitarbeiter*innen des Gesundheits- oder Sozialwesens in Kontakt stand. Insbesondere 52% der Befragten, die ihren allgemeinen Gesundheitszustand als „sehr schlecht“ bewerten, und 36% der Befragten, die dies als „schlecht“ bewerten, fühlten sich im Gesundheitswesen diskriminiert. Weniger von denen, die ihre Gesundheit als „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, taten dies (11% bzw. 14%).

In allen LGBTI-Gruppen fühlte sich die Mehrheit (53%) der an der Umfrage teilnehmenden jungen Jugendlichen (im Alter von 15 bis 17 Jahren) in mindestens einem Lebensbereich in den 12 Monaten vor der Umfrage diskriminiert. Im Gegensatz dazu taten dies 41% der erwachsenen Befragten (ab 18 Jahren).

Bei trans- (69%) und intersexuellen (62%) Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren ist der Anteil sogar noch höher. Dies zeigt, dass politische Maßnahmen für Kinder und Jugendliche dieser Gruppen erforderlich sind.

Die Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen den Ländern. Diese Altersgruppe gab an, dass sie sich in Griechenland (71%), Kroatien (68%) und Bulgarien (67%) am stärksten diskriminiert fühlten. Sie tun dies zu den niedrigsten Raten in Finnland (25%) und Schweden (31%)

2.2.3 Intersektionelle und multiple Diskriminierung

Menschen können aus mehreren Gründen diskriminiert werden. Beispielsweise kann eine lesbische Frau sowohl als Lesbe als auch als Frau diskriminiert werden. Die Umfrage ermöglichte es den Teilnehmenden, Gründe zusätzlich zu LGBTI als Gründe für ihre wahrgenommene Diskriminierung auszuwählen.

Vier von zehn Befragten (40%), die sich selbst als Angehörige einer ethnischen Minderheit identifizieren oder einen Migrationshintergrund haben, gaben als zusätzlichen Grund für Diskriminierung, ethnische Herkunft oder Migrationshintergrund an.

Des Weiteren gaben 15% ihre Hautfarbe als zusätzlichen Grund für Diskriminierung an.

Mehr als ein Drittel der Befragten (36%), die sich als Menschen mit Behinderungen ausweisen, gaben Behinderung als zusätzlichen Grund an. Von denen, die einer religiösen Minderheit angehören, gaben 28% die Religion als zusätzlichen Grund an.

2.2.4. Diskriminierung melden

In der Umfrage wurden Befragte, die sich im Jahr vor der Umfrage in einem beliebigen Lebensbereich als LGBTI diskriminiert fühlten, gefragt, ob sie oder jemand anderes den jüngsten Vorfall einer Organisation oder Institution gemeldet hätten. Insgesamt wurden in der gesamten EU durchschnittlich nur 11% gemeldet.

Höhere Meldequoten sind in Luxemburg und Italien (jeweils 19%) sowie in Belgien (16%) zu beobachten. Die niedrigsten Raten werden für Tschechien (4%), Lettland und Slowenien angegeben.

Unter allen LGBTI-Befragten haben intersexuelle Personen mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit den letzten Diskriminierungsvorfall gemeldet (17%) als Trans*personen (13%), schwule Männer (12%), lesbische Frauen (10%), bisexuelle Männer (10%) und bisexuelle Frauen (9%).

Nicht gemeldete Vorfälle können die zuständigen Behörden nicht zur weiteren Untersuchung erreichen. Dies verstärkt eine Atmosphäre der Straflosigkeit, die das Vertrauen der Menschen in öffentliche Institutionen und den Zugang zur Justiz schädigt. Das Gefühl der Enttäuschung und Hilflosigkeit wird von den Befragten dieser Umfrage vermittelt: 41% geben als Hauptgrund für die Nichtmeldung an, dass „nichts passieren oder sich ändern würde“.

Die FRA führt Umfragen sowohl zu Mehrheitsbevölkerungen – zum Beispiel zu Gewalt gegen Frauen – als auch zu Minderheiten durch – zum Beispiel zu Diskriminierungserfahrungen von Migrant*innen und Minderheiten oder zu Antisemitismuserfahrungen jüdischer Menschen. Alle weisen in der gesamten EU durchweg sehr niedrige Meldequoten für Diskriminierung und Missbrauch auf.

2.2.5. Sensibilisierung für Organisationen, die Opferhilfe leisten

Die Mehrheit der LGBTI-Befragten (66%) war sich der Organisationen bewusst, die Opfer von Diskriminierung in ihrem Land unterstützen oder beraten können. Die Ergebnisse sind jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich. Beispielsweise ist der höchste Anteil der Befragten, die über solche Organisationen informiert sind, in Schweden (77%) und der niedrigste in der Slowakei (51%).

2.3. Hassmotivierte Gewalt und Belästigung

Zentrale Ergebnisse

  • Jeder zehnte LGBTI-Befragte (11%) in der EU wurde in den fünf Jahren vor der Umfrage körperlich oder sexuell angegriffen, weil er LGBTI ist. Trans- (17%) und intersexuelle (22%) Befragte erlebten Angriffe mit höheren Raten.
  • Nur einer von fünf (21%) Fällen körperlicher oder sexueller Gewalt wurde einer Organisation gemeldet, einschließlich der Polizei (14%).
  • Im Jahr vor der Umfrage wurden zwei von fünf LGBTI-Befragten (38%) als LGBTI belästigt. Bei den Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren sind die Raten sogar noch höher (47%). Unter allen LGBTI-Befragten weisen Trans (48%) und Intersexuelle (42%) die höchsten Belästigungsraten auf.
  • Nur einer von 10 (10%) Fällen solcher Belästigung wurde irgendwo gemeldet. Nur 4% wurden der Polizei gemeldet.
  • Im Durchschnitt gaben 25% der Befragten in der gesamten EU, die der Polizei den jüngsten Vorfall von körperlicher oder sexueller Gewalt nicht gemeldet hatten, dies aus Angst vor homophoben und / oder transphoben Reaktionen der Polizei nicht an. Jede*r dritte (32%) Trans-Befragte meldete solche Vorfälle aus Angst vor transphobischen Reaktionen der Polizei nicht.

2.3.1. Körperliche oder sexuelle Angriffe

In der Umfrage wurden die Befragten gefragt, ob sie physische oder sexuelle Angriffe erlebt haben und ob sie glauben, dass diese passiert sind, weil sie LGBTI sind. In der Umfrage wurden keine Formen physischer oder sexueller Gewalt definiert, sodass die Befragten jede Erfahrung betrachten konnten, die sie als physische oder sexuelle Attacke oder als Beteiligung an beiden beschreiben würden. Dies bedeutet, dass die Erfahrungen, auf die die Befragten verweisen, eine Vielzahl von Vorfällen umfassen können. Ein „physischer Angriff“ kann einen Schlag oder ein Ziehen an den Haaren bis hin zum Würgen oder Stechen bedeuten. Ein „sexueller Angriff“ kann sich auf unerwünschte sexuelle Berührungen oder Vergewaltigungen sowie auf andere Formen sexueller Gewalt beziehen.

Auf die Frage nach den fünf Jahren vor der Umfrage gab jeder zehnte Befragte (11%) an, dass er wegen LGBTI physisch oder sexuell angegriffen wurde. Dies kann einen oder mehrere Vorfälle beinhalten, die in öffentlichen oder privaten Umgebungen stattfinden. Trans- und intersexuelle Befragte geben an, in diesem Zeitraum häufiger körperliche oder sexuelle Anfälle zu erleiden: 17% bzw. 22%.

Bei bisexuellen Männern, trans- und intersexuellen Befragten hängt das Erleben von körperlichen oder sexuellen Angriffen stärker mit ihrer Offenheit im Alltag zusammen. Je offener sie bisexuell, trans- oder intersexuell sind, desto größer ist das Risiko eines Angriffs. Im Gegensatz dazu gibt es nur geringe Unterschiede in Bezug auf die Prävalenz von Vorfällen in anderen Befragtengruppen zwischen Personen, die sehr offen oder gar nicht offen dafür sind, LGBTI zu sein. (In der Umfrage wurde die Offenheit anhand einer Skala mit vier Kategorien gemessen, die auf der Grundlage der Antworten der Befragten zur Offenheit gegenüber LGBTI gegenüber ihrer Familie, Freunden, Nachbarn, bei der Arbeit oder bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten berechnet wurde.)

Insbesondere unter den Trans-Befragten, die sehr offen als Trans*person leben, erlebten 24% in den fünf Jahren vor der Umfrage einen körperlichen oder sexuellen Übergriff, weil sie trans sind. In ähnlicher Weise erlebten 26% der intersexuellen Befragten, die sehr offen sind, solche Angriffe.

Das Erleben von hassmotivierten körperlichen oder sexuellen Angriffen ist bei jungen Erwachsenen (18–24) am häufigsten. Bei den Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren erlebten 14% in den fünf Jahren vor der Umfrage einen solchen Angriff. Der Prozentsatz der Befragten, die einen physischen und / oder sexuellen Angriff erlebt haben, sinkt mit zunehmendem Alter auf 7% unter den Befragten ab 55 Jahren. Unter den Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren erlebten 11% in den 5 Jahren vor der Umfrage einen physischen oder sexuellen Angriff, weil sie LGBTI waren.

Die Prävalenz von Angriffen variiert nur geringfügig nach Bildungshintergrund der Befragten: Sie beträgt 13% bei Befragten mit niedrigerem Sekundarschulabschluss oder weniger und 10% bei Befragten mit Hochschulabschluss.

Die höchsten Raten an körperlichen oder sexuellen Angriffen, die vom LGBTI-Opfer motiviert werden, werden in Polen (15%), Rumänien (15%), Belgien (14%) und Frankreich (14%) beobachtet. Die niedrigsten Raten gibt es in Portugal (5%) und Malta (6%). In den Kandidatenländern Nordmakedonien (19%) und Serbien (17%) sind die Raten höher.

Kontext der letzten körperlichen oder sexuellen Attacke

Die Befragten, die in den fünf Jahren vor der Umfrage einen hassmotivierten körperlichen oder sexuellen Angriff erlebten, wurden gebeten, weitere Einzelheiten zum jüngsten Vorfall anzugeben. Die meisten Opfer (70%) gaben an, dass es sich bei dem Vorfall nur um körperliche Gewalt handelte. Daneben bezeichneten 29% es als sexuellen Angriff – entweder allein oder in Kombination mit einem physischen Angriff.

Es gibt bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Befragtengruppen und zwischen den Erhebungsländern hinsichtlich der Erfahrung sexueller Angriffe. 44% der bisexuellen Frauen und 40% der intersexuellen Befragten geben an, dass der jüngste Vorfall einen sexuellen Angriff beinhaltete. Im Gegensatz dazu sagen 18% der schwulen Männer dies.

Ein Großteil der hassmotivierten körperlichen oder sexuellen Angriffe wird von Einzeltäter*innen begangen (56%). Ein beachtlicher Anteil (44%) wurde jedoch von zwei oder mehr Täter*innen begangen. Vorfälle, die einen sexuellen Angriff betrafen, wurden mit größerer Wahrscheinlichkeit von Einzeltäter*innen begangen (73% der Vorfälle, verglichen mit 27%, an denen zwei oder mehr Täter*innen beteiligt waren). Die Hälfte der Vorfälle mit physischen Angriffen (49%) wurde von Einzeltäter*innen begangen.

Die Befragten könnten eine oder mehrere Kategorien aus einer Liste auswählen, in der die Täter*innen des physischen oder sexuellen Angriffs beschrieben werden. Die Hälfte aller Vorfälle betraf eine unbekannte Person (50%). 19%beschreiben die Einzeltäter*innen  als „Teenager oder Gruppe von Teenagern“ und 9% als „jemanden aus Schule, Schule oder Universität“.

Vorfälle mit sexueller Gewalt weisen ein anderes Muster auf: 16% wurden von jemandem begangen, den der Befragte als „Bekannte*r oder Freund*in“ bezeichnete (im Vergleich zu 4% der von „Bekannten oder Freund*innen“ begangenen physischen Angriffe).

In mehr als drei von vier Fällen (77%) war der Täter der letzten körperlichen oder sexuellen Attacke ein Mann. In 13% der Fälle war eine Frau Täterin. Bei 8% waren sowohl männliche als auch weibliche Täter*innen an dem Vorfall beteiligt. Der Prozentsatz der Männer als Täter sexueller Angriffe ist sogar noch höher – 84% der sexuellen Angriffe betrafen einen oder mehrere männliche Täter.

Junge Befragte erlebten einen höheren Prozentsatz von Vorfällen, die von Frauen begangen wurden (20% der Vorfälle, die von Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren erwähnt wurden), obwohl Männer auch die Mehrheit der Täter*innen bei den physischen und sexuellen Angriffen dieser Altersgruppe ausmachen. Befragte im Alter von 15 bis 17 Jahren sind in der Schule besonders häufig körperlichen oder sexuellen Angriffen ausgesetzt. In vielen Fällen sind die Täter*innen ihre Altersgenoss*innen: Von denjenigen, die Opfer körperlicher oder sexueller Angriffe wurden, bezeichneten 38% die Täter*innen als „jemanden aus der Schule, dem College oder der Universität“ und 36% als „Teenager oder“ Gruppe von Teenagern.

Die Befragten beschrieben die meisten Vorfälle von physischen oder sexuellen Angriffen als öffentlich – auf einer Straße, einem Platz, einem Park, einem Parkplatz oder einem anderen öffentlichen Ort (51%). Andere häufig genannte Orte sind ein Café, ein Restaurant, ein Pub oder ein Club (12%) sowie öffentliche Verkehrsmittel (10%). Im Vergleich zu körperlichen Angriffen traten sexuelle Angriffe eher zu Hause oder in einem Café, Restaurant, Pub oder Club der Befragten auf. Diese unterschiedlichen Orte spiegeln wahrscheinlich unterschiedliche Arten sexueller Gewalt wider. Sexuelle Gewalt in privaten Umgebungen kann häufig Täter*innen betreffen, die das Opfer kennt. Vorfälle wie sexuelle Berührungen können an öffentlichen Orten wie Cafés, Restaurants, Pubs oder Clubs stattfinden, an denen Bekannte oder Fremde als Täter*innen beteiligt sind.

Auswirkungen von körperlichen oder sexuellen Angriffen

Hassmotivierte Gewalt wirkt sich per Definition auf die gesamte LGBTI-Community aus und sendet eine Nachricht, dass sie nicht akzeptiert werden. Gewalt und hassmotivierte Gewalt haben auch negative Folgen für das einzelne Opfer. In der Umfrage konnten die Befragten die Folgen der jüngsten körperlichen oder sexuellen Attacke beschreiben. Die Befragten konnten aus einer Liste von Konsequenzen auswählen, die sie möglicherweise erlebt hatten, und hatten auch die Möglichkeit anzugeben, dass der Vorfall andere Konsequenzen hatte oder dass dies keine Auswirkungen auf ihre Gesundheit oder ihr Wohlbefinden hatte.

Insgesamt gab jedes dritte Opfer von körperlichen oder sexuellen Angriffen (33%) an, dass der Vorfall keine Auswirkungen auf sie hatte. Die Mehrheit aller Befragten, die Opfer physischer oder sexueller Angriffe waren, wählte jedoch mindestens eine oder mehrere Wirkungskategorien aus.

Sowohl bei körperlichen als auch bei sexuellen Angriffen gaben weniger als 10% der Opfer an, medizinische Hilfe oder Krankenhausaufenthalt zu benötigen, arbeitsunfähig zu sein oder aufgrund des Vorfalls finanzielle Probleme zu haben. Viele Opfer sagten jedoch, dass der Vorfall psychische Probleme (wie Depressionen oder Angstzustände) verursachte oder dass sie Angst hatten, auszugehen und Orte zu besuchen. …

Sowohl in Bezug auf körperliche als auch sexuelle Angriffe weisen mehr trans- und intersexuelle Befragte auf negative Folgen hin. Dies ist sowohl in Bezug auf psychische Probleme als auch in Bezug auf die Angst, auszugehen oder Orte zu besuchen, der Fall. Die höhere Rate an psychischen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen bei trans- und intersexuellen Opfern physischer und sexueller Angriffe zeigt, wie wichtig es ist, diese Opfer psychologisch zu unterstützen.

2.3.2. Belästigung

In der Umfrage wurden die Befragten gefragt, ob sie Situationen erlebten, die sie als beleidigend oder bedrohlich betrachteten, einschließlich sexueller Vorfälle. Diese Vorfälle können überall auftreten, in privaten oder öffentlichen Einrichtungen. Die Befragten wurden zuerst gefragt, ob sie solche Vorfälle erlebt haben, und dann gefragt, ob sie glauben, dass der Vorfall durch ihre LGBTI-Motivation motiviert war.

In dem Fragebogen wurde der Begriff „Belästigung“ nicht verwendet, um unterschiedliche Interpretationen dessen zu vermeiden, was dies bedeutet. Stattdessen wurden die Befragten in der Umfrage konkret gefragt, ob sie bestimmte Belästigungen erlebt haben.

Insbesondere wurde gefragt, ob jemand persönlich beleidigende oder drohende Kommentare abgegeben habe, z. B. Beleidigungen oder Namen; drohte ihnen persönlich mit Gewalt; beleidigende oder drohende Gesten gemacht oder sie unangemessen angestarrt; herumlungern, auf sie warten oder ihnen absichtlich bedrohlich folgen; schickte ihnen beleidigende oder bedrohliche E-Mails oder Textnachrichten (SMS); oder beleidigende oder bedrohliche Kommentare online veröffentlicht – zum Beispiel auf Facebook oder Twitter.

Insgesamt erlebten in den zwölf Monaten vor der Umfrage zwei von fünf Befragten (38%) in der EU eine oder mehrere dieser Handlungen, weil sie LGBTI sind. Die Belästigungsraten sind in der EU ziemlich ähnlich. Trans- und intersexuelle Befragte geben die höchste Rate an Belästigungen im Zusammenhang mit LGBTI an.

Die Umfrage zeigt nur geringe Unterschiede in der Häufigkeit körperlicher oder sexueller Angriffe der Befragten, abhängig von ihrer Offenheit, LGBTI zu sein. Die Belästigungsraten variieren jedoch je nach Offenheit. 40% der Befragten, die sehr offen zeigen, LGBTI zu sein, wurden belästigt. Im Vergleich dazu waren 31% derjenigen, die überhaupt nicht offen sind, Belästigungen ausgesetzt. Die Verteilung der Ergebnisse ist für alle LGBTI-Kategorien ähnlich: Unter den Befragten, die fast nie offen sind, ist die Rate der Belästigungen durchweg niedriger als unter Befragte, die sehr offen sind.

Die Ergebnisse sind besonders besorgniserregend in Bezug auf die jüngeren Altersgruppen (15 bis 17 und 18 bis 24). Im Durchschnitt berichten diese Gruppen, dass sie im Jahr vor der Umfrage in allen Belästigungskategorien häufiger als LGBTI belästigt wurden. Darüber hinaus gaben 51% der Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren an, dass jemand aus der Schule, dem College oder der Universität den jüngsten Vorfall von Belästigung begangen hat, den sie aufgrund von LGBTI erlebt haben. Solche Vorfälle könnten sich auf dem Schulgelände oder auf dem Weg zur Schule ereignen. 42% gaben jedoch an, dass sich der Vorfall in der Schule ereignet hat.

Belästigung aus mehreren Gründen

Andere persönliche Merkmale zusätzlich zu LGBTI können die Erfahrung von hassmotivierter Belästigung verstärken. Dies kann beispielsweise bei einer jungen Transperson, einer muslimischen Lesbe oder einem schwulen Roma der Fall sein. Sie können wegen nur einer ihrer Eigenschaften belästigt werden, z. trans, lesbisch oder schwul sein – oder auch, weil sie jung und trans, muslimisch und lesbisch oder schwul und Roma sind.

Die Befragten hatten die Möglichkeit anzugeben, ob eine ihrer Belästigungserfahrungen im Jahr vor der Umfrage durch andere Merkmale als LGBTI motiviert war – wie ethnische Herkunft oder Migrationshintergrund, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Religion oder Weltanschauung Behinderung. Die Ergebnisse unterscheiden sich je nach LGBTI-Gruppe.

72% der schwulen Männer gaben an, dass die Belästigung keinen anderen Grund hatte. Im Gegensatz dazu gaben 46% der trans- und 60% der intersexuellen Befragten an, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ebenfalls belästigt worden zu sein. 41% der Befragten, die aufgrund ihrer Intersexualität belästigt wurden, gaben an, aufgrund ihrer Geschlechtsidentität und ihres Ausdrucks belästigt worden zu sein.

46% der Befragten bisexuellen Frauen und 29% der Befragten lesbischer Personen gaben van, dass sie zusätzlich zu oder als Teil der Belästigung wegen Bisexualität oder Lesben wegen ihres Geschlechts belästigt wurden.

Im Gegensatz dazu gaben nur 2% der schwulen Befragten an, dass sie nicht nur wegen ihrer Homosexualität belästigt wurden, sondern auch wegen ihres Geschlechts belästigt wurden.

Kontext des Belästigungsvorfalls

Die Befragten, die in den fünf Jahren vor der Umfrage wegen LGBTI belästigt wurden, wurden gebeten, die Täter*innen des Vorfalls und den Ort des Vorfalls zu beschreiben. Die meisten beschrieben die Täter*innen als jemanden, den sie nicht kannten (52%), gefolgt von einem Teenager oder einer Gruppe von Teenagern (20%) oder jemandem aus Schule, Hochschule oder Universität (14%). Die Befragten könnten je nach Situation mehr als eine Kategorie auswählen, um die Täter*innen zu charakterisieren.

Unter den Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren betrafen 51% der Belästigungsfälle Täter*innen aus Schule, Hochschule oder Universität. Dies unterstreicht, dass Schulen und Lehrer*innen eine entscheidende Rolle bei der Verhütung und Bekämpfung von Belästigungen gegen LGBTI-Kinder und Jugendliche spielen.

Inzwischen gaben 17% der Befragten im Alter von 15 bis 17 Jahren an, dass der Täter*in ein*e Bekannte*r oder Freund*in war. Zum Vergleich: 9% der Befragten aller Altersgruppen in der EU geben an, dass dies der Fall war. Von den 15- bis 17-Jährigen geben 38% an, dass Täter*in ein Teenager oder eine Gruppe von Teenagern war, was darauf hindeutet, dass diese Vorfälle unter Gleichaltrigen stattfanden. Dies wird weiter durch die Feststellung gestützt, dass nur 28% der Befragten in dieser Altersgruppe Täter*innen als jemanden identifizierten, den sie nicht kannten. Zum Vergleich: 52% der Befragten in der EU geben an, dass dies der Fall ist.

Zwei von drei von den Befragten gemeldeten Belästigungsfällen (67%) betrafen einen männlichen Täter. 16% betrafen sowohl Männer als auch Frauen als Täter*innen und 14% der Vorfälle betrafen nur Frauen.

Die Befragten konnten die Täter*innen nur in 3% der Vorfälle nicht identifizieren. Etwa 55% der Vorfälle betrafen nur eine*n Täter*in; 45% waren an zwei oder mehr beteiligt. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass das Opfer von einer Gruppe von Personen beleidigt oder bedroht wurde oder dass mehrere Personen beleidigende Kommentare online über sie veröffentlicht haben, beispielsweise in sozialen Medien.

Laut den Befragten ereigneten sich 42% der Belästigungsvorfälle auf einer Straße, einem Platz, einem Park, einem Parkplatz oder einem anderen öffentlichen Ort. 14% fanden online statt, auch in sozialen Medien. Wiederum erwähnen junge Befragte (15 bis 17) das schulische Umfeld als den Ort, an dem viele Belästigungsvorfälle stattfinden: 42% in dieser Altersgruppe gaben an, dass der Vorfall in der Schule oder an der Universität passiert ist. In allen Altersgruppen der Befragten gaben 7% an, wegen LGBTI bei der Arbeit belästigt worden zu sein.

2.3.3. Meldung von Gewalt und Belästigung

Der Anteil der Befragten, die einer Organisation Belästigung gemeldet haben, ist sehr gering (10%). Die Rate der Befragten, die der Polizei Belästigung gemeldet haben, ist sogar noch niedriger: 4%. Körperliche oder sexuelle Anfälle werden häufiger gemeldet. Dennoch meldeten nur 21% der Befragten solche Vorfälle der Polizei oder einer der anderen in der Umfrage aufgeführten Organisationen.

Die Meldungsraten von Hass-motivierten Belästigungen bei der Polizei sind in allen EU-Mitgliedstaaten niedrig. Sie reichen von 6% in Großbritannien, Malta und Dänemark; 2% in Zypern, Tschechien und Luxemburg; bis 1% in der Slowakei.

Unabhängig vom Mitgliedstaat werden der Polizei nur wenige Fälle von Belästigung gemeldet. Es gibt jedoch bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in der Rate der Befragten, die der Polizei körperliche oder sexuelle Angriffe melden. Zum Beispiel gaben 22% der Befragten in den Niederlanden und im Vereinigten Königreich an, der Polizei den jüngsten Vorfall von körperlichen oder sexuellen Angriffen gemeldet zu haben, der stattgefunden hat, weil sie LGBTI sind. Im Gegensatz dazu gaben nur 4% der Befragten in Rumänien und 5% in Ungarn an, dies zu tun.

Diese Ergebnisse deuten auf ein unterschiedliches Vertrauen der LGBTI-Personen in die Strafverfolgung in den Mitgliedstaaten hin. Ein Mangel an Vertrauen untergräbt die Bereitschaft von LGBTI-Personen, ihr Recht auf Wiedergutmachung und Schutz auszuüben, indem sie hassmotivierte Verbrechen melden. Die Ergebnisse können auch negative Erfahrungen widerspiegeln, die LGBTI-Befragte – oder ihre Freunde, Verwandten und Kollegen – bei früheren Kontakten mit der Polizei gemacht haben könnten.

Die Befragten, die angaben, die letzten körperlichen oder sexuellen Angriffe oder Belästigungen nicht bei der Polizei gemeldet zu haben, wurden gebeten, ihre Gründe zu erläutern. Die häufigsten Gründe sind der Gedanke, dass die Polizei nichts tun würde oder könnte; sie der Polizei nicht vertrauen; oder sie Angst vor einer homophoben und / oder transphoben Reaktion haben, wenn sie sich bei der Polizei melden. Darüber hinaus gaben 51% der Opfer von Belästigungen und 33% der Opfer von körperlichen oder sexuellen Angriffen an, dass sie den Vorfall für zu geringfügig oder nicht schwerwiegend genug hielten, um ihn der Polizei melden zu müssen.

Im Durchschnitt gaben 25% aller Befragten in der EU die Angst vor einer homophoben und / oder transphoben Reaktion der Polizei als Grund für die Nichtmeldung eines physischen oder sexuellen Angriffs an. Nahezu die Hälfte der Befragten, die nicht in Lettland berichteten (47%), nannten diesen Grund, gefolgt von Bulgarien (40%), Litauen (39%), Rumänien (38%) und Zypern (38%). Insgesamt gaben EU-Befragte in der gesamten EU an, besorgt darüber zu sein, wie die Polizei reagieren würde. 32% befürchten eine homophobe und / oder transphobe Reaktion und beschließen daher, den Vorfall nicht zu melden.

Diese Ergebnisse sollten bei der Entwicklung von Maßnahmen berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Polizei LGBTI-Personen respektvoll behandelt, wenn sie aufgefordert werden, Vorfälle von körperlichen oder sexuellen Angriffen oder Belästigungen zu melden.

2.3.4. Vermeiden bestimmter Orte -Sicherheitsgefühle

Menschen können bestimmte Orte oder Orte meiden, an denen sie sich verwundbar fühlen. Vermeidungsverhalten kann aus eigenen negativen Erfahrungen, Erfahrungen von Familienmitgliedern und Freunden oder in den Medien gemeldeten Vorfällen resultieren. Zum Beispiel bevorzugen Menschen möglicherweise eine Route mit besserer Beleuchtung gegenüber der kürzesten, aber schlecht beleuchteten Route. Oder sie vermeiden es, einen Platz oder einen Park zu überqueren, der von lauten Menschen frequentiert wird.

Solche Vermeidungsstrategien beeinträchtigen die Lebensqualität der Menschen. Relevante Behörden – wie Strafverfolgungsbehörden und lokale Behörden – sind verpflichtet, alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz des Grundrechts auf Freiheit und Sicherheit zu ergreifen.

Insgesamt gab jede*r dritte Befragte (33%) an, bestimmte Orte häufig oder immer zu meiden, aus Angst, wegen LGBTI angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden. 36% gaben an, sie in seltenen Fällen zu meiden, und 31% gaben an, sie niemals zu meiden.

Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Beispielsweise geben 40% oder mehr der Befragten in Polen, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Litauen, Ungarn und Frankreich an, dass sie bestimmte Orte oder Orte aus Angst, angegriffen, bedroht oder belästigt zu werden, häufig oder immer meiden. Zum Vergleich: In Dänemark, Luxemburg, Österreich und Finnland tun dies weniger als 20% der Befragten.

In der gesamten EU geben intersexuelle Befragte die höchste Rate (41%) an, bestimmte Orte häufig oder immer zu meiden, gefolgt von trans- und schwulen Männern (jeweils 37%).

2.4. Die Situation intersexueller Personen

Zentrale Ergebnisse

  • Fast zwei Drittel (62%) der intersexuellen Befragten fühlten sich in mindestens einem Lebensbereich diskriminiert, weil sie in den zwölf Monaten vor der Umfrage intersexuell waren.
  • 62% der intersexuellen Befragten gaben an, dass vor dem chirurgischen Eingriff zur Änderung ihrer Geschlechtsmerkmale nicht die Zustimmung von ihnen oder ihren Eltern eingeholt wurde.
  • Intersexuelle Befragte geben an, dass Diskriminierung aufgrund ihrer Geschlechtsmerkmale, Mobbing und / oder Gewalt die Hauptprobleme sind, mit denen sie in dem Land konfrontiert sind, in dem sie leben.
  • Jede*r fünfte intersexuelle Befragte (19%) sah Hindernisse bei der Registrierung des Personenstands oder des Geschlechts in öffentlichen Dokumenten. Dazu gehören Weigerungen tätig zu werden oder Spott durch Beschäftigte (41%).

Länderdaten Deutschland

https://fra.europa.eu/sites/default/files/fra_uploads/lgbti-survey-country-data_germany.pdf

Querverbindungen

© Jula Böge 2020

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