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Ich bin Bookcrosserin

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Bookcrossing

Was ist Bookcrossing?

Bookcrossing kommt aus den USA. Der Gedanke hinter Bookcrossing ist einfach: Was tun mit Büchern, die man gelesen hat, aber nicht mehr anschauen wird? Üblicherweise enden solche Bücher in Regalen und verbrauchen Platz und setzen Staub an. Warum sie nicht jemandem geben, der sie lesen möchte. Wie finde ich den? Ich setze das Buch in der Öffentlichkeit aus und jemand findet es!

Bookcrossing.com ist eine Plattform, die das ermöglicht. Du kannst ein Buch in die Freiheit entlassen und sein weiteres Schicksal verfolgen.

„Wir haben nicht mehr alle Bücher im Schrank!“

Auf diese Weise ist eine weltweite Community entstanden. Es gibt mehr als eine halbe Million Bookcrosser, die derzeit knapp 4 Millionen Bücher registriert haben. In Deutschland sind wir immerhin knapp 40.000 Buchverrückte, die sich dieser Selbsthilfegruppe angeschlossen haben.

Weil das Ganze weltweit ist und aus den USA stammt, ist die Basissprache Englisch. Doch du musst kein Englisch können, um dich zu beteiligen, denn es gibt eine gute deutsche Hilfeseite unter www.bookcrossers.de, die praktisch alle Fragen rund ums Bookcrossing kompetent und auf deutsch beantwortet.

Unser Logo ist das „running book“.

Wie funktioniert es?

Zunächst meldet man sich auf bookcrossing.com an. Auch wenn die Formulare auf Englisch sind, ist das zu packen.

„Read, register and release!“

Man sucht sich einen schönen Nick und schon gehört man zur Gemeinde der Bookcrosser.

Jetzt wird man aktiv. Das erste Buch wird registriert. Am einfachsten geht es mit der Eingabe der ISBN. Die trägt man im Formular ein und das löst eine Datenbankabfrage aus und im Zweifelsfall sind jetzt alle Daten des Buches im Formular eingetragen. Das kann man natürlich auch von Hand machen. Jetzt trägt man noch ein, was man den künftigen Lesern zu dem Buch noch mitteilen will (Inhalt, Kommentar) und „klick“ jetzt erscheint auf dem Bildschirm die sog. „BCID“, eine einmalige Identifikationsnummer, die nun zu diesem Buch gehört.

Wenn man das Buch aussetzen möchte (die Urform des Bookcrossing), dann muss man neben der BCID noch eine Gebrauchsanweisung in das Buch kleben oder schreiben, damit der glückliche Finder weiß, dass es sich hier um ein besonderes Buch handelt. Dafür gibt es Label, die zB. von Bookcrossern liebevoll entworfen und zum allgemeinen Download im Netz verfügbar sind.

Aber man kann auch einfach eine kleine Gebrauchsanweisung in das Buch schreiben. Unabdingbar ist die BCID und die Adresse „bookcrossing.com.“

Nun wird das Buch ausgesetzt. In einem Gebäude, an einer Bushaltestelle, auf einer Parkbank. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

In deinem virtuellen Bücherregal auf bookcrossing.com trägst du ein, wann und wo du das Buch ausgesetzt hast, denn es soll ja gefunden werden.

Und fertig ist dein erster „release“.

Wenn das Buch gefunden wurde und der Finder das auf Bookcrossing.com einträgt, bekommst du seinen Eintrag per Mail mitgeteilt. Wenn irgendwo auf der Welt ein Buch einen „Journaleintrag“ kriegt, das ich schon mal hatte, dann kriege ich das mit! Ich habe weiter Kontakt zu meinen Büchern. Es ist schon verblüffend, wo die sich überall rumtreiben.

Du weist also immer, wo deine Bücher stecken und was sie gerade tun!

Was gibt es noch?

Im folgenden habe ich einige typische Fachbegriffe aus der Welt des Bookcrossing erläutert. Ihrem Ursprung gemäß sind die Begriffe Englisch, aber nicht schwer zu verstehen.

hunting

Wo Bücher freigelassen werden, da gibt es auch Leute, die sie jagen!

Du kannst auf Bookcrossing.com nachsehen, wo und wann in deiner Stadt Bücher freigelassen wurden. Versuche sie zu kriegen! Manchmal sind sie leicht zu finden, aber nicht immer.

Ich habe noch keinen „wild catch“ hingekriegt, gebe aber zu, dass ich keine ambitionierte Jägerin bin.

Es gibt eine eigene Fraktion, die die Position der Bücher in geographischen Daten angibt und Leute, die diese Bücher dann mit Hilfe von GPS suchen.

rabck

Random act of bookcrosser kindness! Auf Deutsch ungefähr „Freiwillige Handlung aus Bookcrosser Nettigkeit“

Kaum ein Begriff sagt mehr darüber aus, wie Bookcrosser ticken, als dieser.
Stell dir vor, du möchtest ein bestimmtes Buch lesen. Du schaust auf der Seite von Bookcrossing nach, ob jemand dieses Buch hat und es „available“ ist. Schreib ihm eine Nachricht, dass du das Buch gerne hättest und frage, ob er es dir gibt. Wenn er es noch hat, wird der andere Bookcrosser wird es dir schicken. Auf seine Kosten.

Das ist ein rabck.

Weil du in einer Gemeinschaft von netten, idealistischen Spinnern bist, wird von dir erwartet, das du das nicht ausnutzt und wild Bücher raffst, und umgekehrt auf Anfrage ebenfalls anderen Bücher schickst.

ring

Ein Buchring wird meist über das Forum eingeleitet. Jemand hat ein Buch, das er mit anderen teilen möchte, aber das er schließlich wieder zurückhaben will. Es wird eine Namensliste aufgestellt, das Buch wandert im Kreis herum von Hand zu Hand und kommt schließlich wieder zurück.

ray

Ungefähr so wie ein Ring, bloß dass der letzte auf der Liste frei ist, mit dem Buch zu machen, was er mag. Im Zweifelsfall aussetzen!

box

Paketboten hassen uns dafür! Pakete dürfen bis 20 kg wiegen.

Bücher werden unter einem bestimmten Thema in ein Paket gepackt und rumgeschickt. Man darf üblicherweise Bücher rausnehmen, muss dafür aber wieder welche reintun.

Es kursieren Comicboxen, Kinderbücherboxen, welche mit Krimis, Schundliteratur, es gibt eine „Kühlbox“ eine „Russlandbox“. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es gibt z.B. eine „für Frauen mit schlechtem Geschmack“

obcz

„öffentliche Bookcrossingzonen“

Das sind meist Regale in Kneipen. Dort stehen freie Bücher für jedermann zum mitnehmen bereit. Nicht-Bookcrosser stellen auch manchmal Bücher, die sie loswerden wollen, einfach hin. Häufig unregistriert und ungelabelt. Bookcrosser, die sich um die Zone kümmern, bemerken das hoffentlich und sorgen dafür, dass die Bücher eine BCID kriegen.

„Mt. TBR“

In Langform: der Mount „To be read“

Der Berg der zu lesenden Bücher, den praktisch jeder Bookcrosser irgendwo, vorzugsweise auf dem Nachttisch hat. Dass es ein eigenes Wort für dieses Phänomen gibt, ist der Beleg dafür, dass die Grundannahme von Neulingen „Mit Bookcrossing kriege ich Platz in meinen Regalen“ naiv ist.

Soziales

Meetup

Verblüffenderweise schaffen es einige der Leseratten, sich nicht nur im Forum auch im richtigen Leben ab und an zu treffen. Obwohl Bookcrossing eine von Frauen dominierte Beschäftigung ist, tauchen bei den Treffen auch vereinzelt Männer auf! 😉

In fast allen Städten mit vielen Bookcrossern gibt es diese Meetups. Dort werden Bücher direkt von Bookcrosser zu Bookcrosser getauscht, über Bücher diskutiert, Releaseaktionen geplant, die OBCZ betreut und vor allem geschwätzt.

Spiele

Bookcrosser lesen nicht nur gerne, sie sind auch verspielt.

Basierend auf der Grundidee des Bookcrossing kann man die verschiedensten Spiele miteinander Spielen.
Es gibt Wettbewerbe zu Releaseaktionen zB. „Die meisten Bücher mit Städtenamen in der jeweiligen Stadt“
oder
„Bücher mit Autorennamen von A-Z“
oder zu einzelnen Büchern
„Die meisten Journaleinträge verschiedener Leser in der kürzesten Zeit“
oder
„Ein Buch so schnell wie möglich durch alle Staaten Europas“

Von den Initiatoren werden manchmal Preise für die Sieger ausgelobt … üblicherweise, genau: Bücher!

Bookcrosser

Aus all dem, was ich bisher geschrieben habe, wird deutlich, dass Bookcrosser eine ganz spezielle Sorte Mäuse sind.

Sie haben Tragetaschen mit großen gelben Büchern darauf oder Sprüche wie „Lesen gefährdet ihre Dummheit“.
Sie sind buchverrückt und wollen ihre Leseleidenschaft mit anderen teilen.
Sie sind Sammler und Jäger, die ihre Sammelobjekte nicht vor der Welt verstecken, sondern sie ihr wieder zurückgeben.
Sie kommunizieren und spielen international miteinander.
Sie verstecken Bücher in der weiten Welt, damit sie Leuten hoffentlich eine Freude machen, die sie wohl nie kennenlernen werden.

Ich bin Bookcrosserin

Bookcrossing ist Julas Hobby! Ich lese halt sehr gerne und rede gerne mit anderen über Bücher. Und ich habe viel zu viele Bücher in der Wohnung rumstehen. Ursprünglich habe ich mich als Frau bei Bookcrossing angemeldet, weil ich dachte, dass ich sowieso nie jemanden privat treffen werde. Bücher registrieren und freilassen. Alles läuft über das Web. Fertig. Ein ideales Hobby für eine Frau, die es eigentlich nicht als Frau gibt. Wer konnte ahnen, dass ich zu einem Treffen eingeladen werde und mich dann traue, als Frau hinzugehen? Hätte ich es geahnt, hätte ich eventuell meinen Nick bei den Bookcrossern genauer überlegt. Na, egal.

Meine Hoffnung, dass sich die Regalproblematik in meiner Wohnung entspannt, wenn ich einige meiner Bücher in die Welt entlasse, war übrigens zu optimistisch. Jedes Mal beim Meetup nehme ich mir vor, dass ich nur Bücher hinbringe und keine mitnehme. Das tun viele Bookcrosser. Und wir alle haben dann doch wieder ein paar neue Schätze in unseren Tragetaschen.

© Jula 2007

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