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Julas Tierleben

Forscher*innen enthüllen: auch im Tierreich gibt es Crossdresser!

Meine lieben Tierfreundinnen und Tierfreunde,

Barramundi

vielen von euch ist ja sicher bekannt, dass es in der Tierwelt durchaus Parallelen zur Transsexualität gibt. Einige Tierarten wechseln im Laufe ihres Lebens bedingt durch verschiedene Faktoren einmal oder sogar mehrfach das Geschlecht. Prominentestes Beispiel für dieses Konzept ist wohl der Clownfisch („Nemo“), der bei Frauenmangel selbst zur Frau wird. Neulich hatte ich sogar ein Filet eines Geschlechtswechslers auf dem Teller! Nämlich Barramundi (Lates calcarifer), das ist ein barschartiger Speisefisch, der hauptsächlich in Australien vorkommt und immer als Männchen zur Welt kommt, aber später im Leben dann eine Frau wird. Es geht aber auch anders herum, wie der Borstenwurm beweist.

Doch es gibt auch echte Crossdresser! Damit meine ich männliche Tiere, die biologische Männchen bleiben, sich aber aus bestimmten Gründen als Weibchen „verkleiden“. Das klingt etwas seltsam, liebe Tierfreunde, weil wir doch wissen, dass gemeinhin nur kleine Hunde liebevoll von ihren Frauchen in Capes gehüllt werden und Tieren in freier Wildbahn Kleidung fremd ist. Doch ihr werdet sehen, selbst wenn in unserer Fauna Highheels und Feinstrumpfhosen eher ungebräuchlich sind, verkleiden kann man(n) sich auch ganz natürlich.

Beispiel 1: Die Strumpfbandnatter, Thamnophis sirtalis parietalis

Strumpfbandnatter
Wilson44691, Public domain, via Wikimedia Commons

Vielen Terrarienfreunden ist diese hübsche und leicht zu haltende Schlange ein lieber Gast in ihrem Hause.

In ihrer Heimat Kanada, wo die Schlange von Forschern der Oregon State University in Corvallis näher untersucht wurde, zeigten die Schlangen ein bemerkenswertes Verhalten.

In der Wintersaison halten sie einen 8-monatigen Schönheitsschlaf im Verborgenen und kriechen erst im April, wenn es endlich und langsam wärmer wird, wieder ans Tageslicht. Und weil die Saison kurz ist, stürzen sich die Männchen direkt und in Scharen auf jedes verfügbare Weibchen, um es zu begatten.

Einige dieser Weibchen sind aber nur scheinbar weiblich. Es handelt sich um Männchen, die sich mittels Pheromonen einen femininen Duft zulegen. Und sie werden direkt von paarungswilligen Männchen „angemacht“, die vom weiblichen Sexuallockstoff betört in Scharen ihre Nähe suchen.

Dabei sind unsere Strumpfbandnattern mitnichten homosexuell! Es geht ihnen nach den Forschungsergebnissen nicht um Liebe unter Männern, sondern um ganz etwas anderes, viel profaneres.

Zum einen werden sie, eingehüllt von ihren Möchtegernliebhabern, schneller warm. Als wechselwarme Tiere erreichen sie nur durch Erwärmung von außen die optimale Betriebstemperatur und damit volle Beweglichkeit. Und da hilft „Ankuscheln“ kolossal. Ein Phänomen, dass auch uns Menschen sehr vertraut ist, denn wo ließen sich kalte Füße im Bett besser wärmen, als am wunderbare Wärme ausstrahlenden Partner wenige Zentimeter seitlich?

Zum anderen haben die possierlichen kleinen Racker auch Fressfreinde. Insbesondere Krähen bedienen sich aus den noch langsamen, weil unterkühlten Schlangenhaufen gerne. Tja, und da ist die Chance, nicht herausgepickt zu werden, weiter unten im Haufen deutlich größer, als wenn man obenaufliegt. Die statistische Auswertung ergab, dass die Körper von diesen Tieren durchschnittlich zu 58 Prozent mehr von anderen Schlangen bedeckt sind, als die von normalen Männchen.

Nicht bestätigen konnten die Forscher übrigens die Vermutung, dass unsere femininen Männchen durch ihren Trick auch bei der Paarung erfolgreicher sind.

Beispiel 2: Der Australische Riesentintenfisch, Sepia apama

Auch dieser clevere Meeresbewohner verkleidet sich als Weibchen und ihm gelingt dadurch sogar, was die Strumpfbandnatter-TVs nicht schaffen: er kommt häufiger bei Weibchen zum Zuge!

Sepia apama
By Sylke Rohrlach from Sydney – Giant Cuttlefish-sepia apama, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46827998

Dass Kopffüßer große Verwandlungskünstler sind, wissen Zoologen schon seit langem. Bisher glaubten sie aber, dass die Tiere ihre Farbe lediglich ändern, um sich vor Feinden zu schützen oder unbemerkt an Beute heranzuschwimmen. Und dass sie nicht auf den namensgebenden Kopf gefallen sind, ist auch bekannt, seit man in Aquarien Tintenfische beobachtet hat, die Gläser mit Schraubverschlüssen öffnen lernten, um an Futter zu kommen.

Einschub für alle Calamari-fritti-Liebhaber: Ihr esst etwas, das zu Lebzeiten vermutlich deutlich schlauer war, als euer geliebter Hund oder eure verehrte Katze!

Zurück zum Thema:
Unsere klugen Sepias haben ein komplexes Problem zu lösen. Jedes Jahr zwischen April und Juli kommt es im südaustralischen Spencer-Golf zu Massenpaarungen. Dabei konkurrieren bis zu zwölf Männchen um ein Weibchen. Das bedeutet „schlechte Karten“ für jüngere und vor allem kleinere Männchen, denn die größeren Konkurrenten sind stark und aggressiv. Die Lösung: Die Tiere verleihen ihrer Haut ein weibliches Sprenkelmuster und verbergen ihren typisch männlichen Begattungs-Fangarm.

Scheinbar desinteressiert schwimmen sie dann neben einem paarungswilligen Tintenfischpärchen her. Wird das größere Männchen einen Moment lang abgelenkt, nutzen sie ihre Chance und nähern sich dem ansonsten streng bewachten Weibchen. Ist der Annäherungsversuch erfolgreich (und tatsächlich klappt die Aktion, wie Forscher herausfanden in 3 von 5 Fällen), geben die „Transvestiten“ ihre Tarnung auf und paaren sich mit den Weibchen.

Wenn dann der ursprüngliche Bräutigam zurückkehrt und eine Auseinandersetzung mit unerfreulichem Ausgang droht, streifen die heimlichen Freier blitzschnell die balzgemäße Zebra-Musterung ab und verwandeln sie in die marmorierte Färbung eines Weibchens. Außerdem ziehen sie schleunigst ihre typisch männlichen längeren Fangarme sowie die dazwischen liegenden netzartigen Häute ein. Sobald die Kostümierung abgeschlossen ist, wird der Rivale wieder friedlich.

Allerdings löst die Verkleidung bei den Riesentintenfischen auch ein ganz schönes Durcheinander aus: So werden die als Weibchen getarnten Männchen ihrerseits von Männchen „angemacht“.

Und was lernen wir daraus, liebe Tierfreundinnen?

  • Crossdresser haben (zumindest im Tierreich) die Chance auf ein längeres und erfolgreicheres Leben.
  • Ein wenig Parfüm und Farbe macht das Leben angenehmer und verhilft zu schönen und weiterführenden Erlebnissen.
  • Männern scheint es überwiegend egal zu sein, was man wirklich ist. Hauptsache, man sieht gut aus!
  • Wer sich gut schminkt und kleidet, der kriegt manchmal nicht nur trotz-, sondern deswegen eine Frau… und männliche Verehrer bei Bedarf gleich mit dazu.

© Jula 2005

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